«Namen sind ungeschriebene Geschichte»

ARCHIV ZUR RUBRIK «NAME DES MONATS»

1. Prapafir

(Wartau)

Wo liegt Prapafir? In der Gemeinde Wartau, und dort gleich zweifach: Einmal als ein grösseres StĂŒck einstigen Wieslandes im flach ansteigenden Gebiet zwischen den heute praktisch zusammengebauten Dörfern TrĂŒbbach und Azmoos, ĂŒber der Verbindungsstrasse, im Azmooser Feld (ĂŒber dem Feldwingert und Langagger, unter Gamsabeta). Dann auch als Wiese westlich ĂŒber Malans, von den obersten HĂ€usern des Dörfchens an ziemlich steil ansteigend. Und noch ein weiterer Name in der Gemeinde Wartau ist hier zu nennen, der mit Prapafir sprachlich zusammengehört, nĂ€mlich Pafeier, eine kleine Wiese nordwestlich hinter Gretschins, in einem Einschnitt des GrestawĂ€ldlis, das sich lĂ€ngs dem Gretschinser Riet hinzieht.

Wir befinden uns an allen drei Orten in uraltem Siedlungsland. Namentlich das Dörfchen Malans (sowie auch das gleichnamige stattliche BĂŒndner Dorf) trĂ€gt einen besonders alten Namen: dieser weist in vorchristliche, vorlateinische Zeit zurĂŒck, bestand also schon vor der römischen Eroberung. Der Name Malans konnte bisher noch nicht gedeutet werden, denn die sprachlichen VerhĂ€ltnisse jener Epoche sind nur ungenĂŒgend bekannt.

Anders verhÀlt es sich bei den Namen Prapafir und Pafeier: Sie sind sicher romanisch, also lateinischen Ursprungs. Und romanisch (oder churwÀlsch) sprachen die Vorfahren der heutigen Wartauer wÀhrend weit mehr als einem Jahrtausend, bis ins Hochmittelalter. Betrachten wir also diese Namen etwas nÀher.

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2. Federen

(Sevelen)

Wer in der Alp ImalschĂŒel bekannt ist, der weiss vielleicht auch, wo die Weidehalde namens Federen zu suchen ist. Westlich ĂŒber den Obersess-AlpgebĂ€uden steigt sie, im unteren Teil flacher und nach oben steil, gegen das von FelswĂ€ndchen durchsetzte Steilgebiet Chrutplangge hinan, etwa von 1750 bis 1900 m ĂŒber Meer. DarĂŒber erhebt sich der Berggipfel GĂ€rtlichopf. Obwohl die Bezeichnung in der Federen mundartlich transparent zu sein scheint, liegt der Fall bei nĂ€herer Betrachtung nicht so einfach. Mundartlich Federe jedenfalls (als ‘HĂŒhnerfeder’, ‘Bettfeder’, ‘Nutfeder’ oder ‘Schreibfeder’) scheint kaum aussichtsreich fĂŒr eine plausible Deutung. Die ErklĂ€rungsversuche gehen denn auch recht weit auseinander.

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3. Föseren

(Buchs)

Wer zur Sommerszeit in die Buchser Badi radelt, ĂŒberquert auf der Rheinaustrasse (die frĂŒher ein Fahrweg war und Maladorfner Rheinweg hiess) die BahnbrĂŒcke, fĂ€hrt durch die Felder, welche Ă€lteren Buchsern als Maladorfner Hanfland bekannt sind, ĂŒberquert den Kanal und taucht in den Auenwald ein. Dieser fĂŒllt hier den Raum zwischen Binnenkanal und Rhein ganz aus. Das StrĂ€sschen zum Schwimmbad zweigt nun nordwĂ€rts ab, und wir sind im Gebiet, das Föseren heisst. Rodungen haben das Waldgebiet lĂ€ngst geschmĂ€lert: nordwĂ€rts das Bad, weiter sĂŒdlich das FussballgelĂ€nde und der Reitplatz. Auenwald, Kanal, Rhein, das sind die Nachbarn des Gebiets Föseren. Sie alle haben mit fliessendem oder stehendem Wasser zu tun. Da passt der Name Föseren gut hinein. Derselbe Name findet sich auch etwas weiter oben, auf Seveler Boden, im Gebiet der heutigen AutobahnraststĂ€tte. Das Föserenwasser ist dort ein kĂŒrzerer Grundwasserbach mit zwei Armen.

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4. Logner

(Grabs)

Der Bach dieses Namens entspringt in der Bellwiti im Buchser Hochwald, fliesst am oberen, nördlichen Buchser Berg durch das Waldgebiet Lochbrunnen, durchquert dann im Steilhang auf Grabser Boden, östlich von Herzenberg, das Herzenbergtobel und das Hagmanstobel. Zwischen Schuelguet und Ober Gatter, im Winkel zwischen Buchser Berg und Studner Berg, lĂ€sst er den Bergwald hinter sich, kommt dabei bei Belenbach dem Studner Bach bis auf gut hundertfĂŒnfzig Meter nahe, setzt dann aber den Lauf nordostwĂ€rts ĂŒber Under Gatter, Ritsch und Lims fort, wogegen der Studner Bach sich ab Belenbach nordwĂ€rts wendet. In der Talebene angekommen, vereinigt sich der Logner im Stadtner Riet mit dem FuntenerlabĂ€chli und wird zum Lognerkanal. Dieser mĂŒndet kurz darauf, in der Fegeren, in den Wettibach, der weiter nördlich in den Binnenkanal einbiegt. Der Name Logner kommt, wiederum als Bachname, auch in der Gemeinde Sevelen sowie in Satteins im Walgau vor. Ihm sind viele gelehrte ErklĂ€rungen zugedacht worden, die sich allerdings als falsch erwiesen haben. Seine wirkliche Herkunft liegt viel nĂ€her.

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5. Gamschol

(Gams)

Das Gebiet dieses Namens, Weide- und Wiesland, liegt zwischen Gasenzen und Sax, beidseits des Gasenzenbachs – dort, wo die Gemeinden Gams und Sennwald zusammenstossen. Es ist meist eben, teils auch leicht ansteigend, grenzt sĂŒdwĂ€rts an Usserbach und Brugg, ostseitig an Fuesswasser und ChĂ€sere, nördlich an den ZĂŒelbach, aufwĂ€rts an HĂŒlsch, GeissbĂŒel und ZellersbĂŒel. Hierher wallfahren die Gamser am Auffahrtstag in feierlicher Prozession, um sich die «Stockpredigt» anzuhören und der Glaubenstreue ihrer Voreltern zu gedenken, die hier – wie es die fromme Überlieferung will – in der Reformationszeit nur dank den Ermahnungen eines alten Mannes nicht vom alten Glauben abfielen. An dieser Stelle wollen wir uns allerdings nicht mit jenem idealisierten Geschehen befassen – dazu lĂ€sst sich in Werdenberger Jahrbuch 2013, S. 214, nachlesen. Uns geht es hier um das Namenwort Gamschol.

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6. Chobel

(Sennwald)

Wer in der Deutschschweizer Flurnamendatenbank www.ortsnamen.ch den Namen Kobel eingibt, dem prĂ€sentiert sich auf der Schweizerkarte ein enges Verbreitungsbild von rund 17 FĂ€llen in einem Dreieck zwischen Uzwil, Berneck und Sennwald. Startet man die Suche unter Chobel, kommt noch ein Fall in Flums dazu, ferner drei im PrĂ€ttigau und einer in Arosa. Die krĂ€ftigste Ansammlung finden wir mit fĂŒnf FĂ€llen (samt vielen Zusammensetzungen) allein im Raum Sennwald.

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7. Azmoos

(Wartau)

Was ein rechter Werdenberger ist, der weiss, dass man mundartlich korrekt «Atzmes» sagt – mit Betonung des «A». Die von der Schriftform abgeleitete Aussprache mit umgestellter Betonung auf «-moos» ist jung. Die Ă€lteste bekannte ErwĂ€hnung des Namens 1414 schreibt «atzmans»; 1531 erscheint dann bereits «Atzmas». In einem Beleg von 1737 stossen wir erstmals auf die Schreibung «atzmoos» als VorlĂ€ufer der heutigen offiziellen Form. Doch dieses «-moos» wirkte sich noch lange Zeit nicht auf die Sprechform aus: erst in der zweiten HĂ€lfte des 20. Jhs. beginnt es in der Aussprache hervorzutreten. Denn heute glauben viele Leute, die Schriftform sei massgebend auch fĂŒr die Aussprache, und halten dann die hergebrachte Mundartform eher fĂŒr «falsch» - in Anlehnung an die von der Schule vermittelte Dominanz des Hochdeutschen ĂŒber die Mundart. Diese lĂ€sst sich allerdings nicht unbesehen auf unsere GelĂ€ndenamen ĂŒbertragen. Hier ist KlĂ€rung angebracht.

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8. Falisär

(Sevelen)

Heute begeben wir uns in die Alp ImalschĂŒel. Diese bildet im tiefen Einschnitt zwischen Buchser und Seveler Berg eine riesige Hangmulde, die von den Gipfeln Fulfirst, GĂ€rtlichopf, Chrummenstein und Chlin Alvier nach oben abgeschlossen wird. Obgleich ganz auf Seveler Territorium liegend, gehört die Alp seit alters der Buchser Ortsgemeinde. EntwĂ€ssert wird sie durch die BĂ€che Altsessbach, Schwarzen BĂ€ch und Inggarnolbach, die sich unten im Alpgebiet trichterförmig vereinigen und in das Tobel des Tobelbachs nordostwĂ€rts auslaufen. Ganz im SĂŒden dieses grossen Trichters, etwa 550 m sĂŒdlich der ImalschĂŒeler UndersesshĂŒtte, von der Rindlihalde zum Schöntobel ansteigend, liegt FalisĂ€r, auf rund 1450-1550 m: Eine langgezogene Mulde im Steilhang zwischen dem Inggarnolbach und dem sĂŒdlichsten Arm der Schwarzen BĂ€ch, die ostseitig flankiert wird von der Breitegg und den Roten Platten, am Fuss des wilden Felsabbruchs namens Inggarnol. Über diesem dehnt sich, weithin sichtbar, die Alp Inarin aus.

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9. Bofel

(Buchs)

In der Talebene zwischen OberrĂ€fis und Burgerau, östlich der Bahnlinie, liegt das Wies- und Ackerland, welches seit alters Bofel genannt wird. Schon im Buchser Urbar von 1484 (S. 15) heisst es: «  vnd dann by dem Ryn vff vntz [= bis] obnen vff den Bofil vnd denn zwischen dem Bofil vnd dem guot das haisst die Waid hinuff». Und in einer Urkunde von 1488, in der ein GĂŒterverkauf festgehalten wird, steht: «Jtem Hans und Crista die Sennen gebrĂŒder Jr guot genant Waid obnan uffem Bofil och jn Buxer kilchspel gelegen». Die Zitate bezeugen also fĂŒr erwĂ€hnten Raum die Nachbarschaft der beiden Namen Bofel und Weid. Diese stehen, wie wir weiter unten sehen werden, auch sachlich in enger Beziehung zueinander. Bis heute ĂŒberlebt hat als Name nur Bofel; die Bezeichnung †Weid ist dort als Name nicht mehr bekannt.

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10. Amasis

(Grabs)

VerlĂ€sst man auf der Fahrt an den Grabser Berg das Dorf im Cholplatz, dem obersten Quartier, dann wendet sich die Bergstrasse gleich bei der BrĂŒcke ĂŒber den Walchenbach gegen Norden und zieht sich langsam den steilen Fuss des Berghanges nordwĂ€rts hinauf. Nach rund 500 m wird das GelĂ€nde ĂŒber der Strasse flacher. Hier breitet sich eine einladende, langgezogene GelĂ€ndeterrasse mit einigen Heimwesen aus. Das sicher seit alter Zeit besiedelte Gebiet heisst Amasis (gesprochen: Amasiis - der Name ist auf der letzten Silbe betont). Geschrieben wurde es traditionell als Masis. Es zĂ€hlt zu den schönsten und zweifellos sehr frĂŒh urbarisierten Lagen am unteren Berghang. Dass hier die Kirche von Grabs GĂŒter besass (wahrscheinlich seit alter Zeit), ist daher nicht zu verwundern. Die Kirche von Grabs gehört zu den Ă€ltesten GotteshĂ€usern in der weiteren Umgebung; sie ist schon im 6. Jahrhundert nachgewiesen. Ihr Grundbesitz war infolge ihres Alters und der Grösse der Gemeinde bedeutend: Die GĂŒter von 64 Haushaltungen waren ihr eigen; dazu kamen noch GĂŒltbriefe; ferner das ansehnliche Eigentum der Pfrund, das von seinem Inhaber, dem Pfarrer, direkt genutzt wurde. Noch 1734 heisst es in einem landvögtlichen Schreiben: «  in einem zur Pfruend Grabs gehörigen Stuckh Guet Amma seis genamt». Und 1735 steht in einem Schuldprotokoll: «Ein Höffle samt dem Stadel genamth Ama seis, gegen Abend und gegen Mitnacht an das Pfar höffle». Noch im 20. Jahrhundert wurde das nördlichste Haus dieses Weilers Höfli genannt (auf der Karte als Höfli3). Das eben erwĂ€hnte Pfarrhöfli gehörte also zum Kirchengut. Hof-Namen gibt es ĂŒbrigens in unseren Gemeinden sehr hĂ€ufig; sie weisen zurĂŒck auf Besitzungen eines (weltlichen oder geistlichen) Grundherren. Vor diesem Sachhintergrund lĂ€sst sich der Name Amasis einer plausiblen Deutung zufĂŒhren.

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11. Chretzibach

(Gams)

Die Bezeichnung Chretzibach kommt in der Gemeinde Gams, am Hinderberg, zweifach vor. Zum einen als Name eines Baches, zum anderen als Bezeichnung eines Weilers nördlich vom BĂŒel und sĂŒdlich vom Wolfsagger, ĂŒber dem Wiesland namens BruedermĂ€l. Das FliessgewĂ€sser Chretzibach1 fliesst aus dem Gebiet Chamm (östlich der Stoggweid) in sĂŒdöstlicher Richtung herunter bis unter den gleichnamigen Weiler; unter BruedermĂ€l unterquert es die Wildhauserstrasse, wird von dort an MöslibĂ€chli genannt und ist fortan teils eingedolt; als Wettibach fliesst es schliesslich in den Dorfbach. Droben im Weiler Chretzibach2 kreuzen sich seit alter Zeit die Wege, fĂŒhren in alle Richtungen. Es ist augenscheinlich, dass der Name ursprĂŒnglich dem Bach galt und erst dann auf die an dessen Lauf liegende Siedlung ĂŒbertragen wurde. Doch woher stammt der Bachname?

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12. Grista

(Sennwald)

Wer vom Dorf Sax her auf der Gemeindestrasse gegen FrĂŒmsen hinunter fĂ€hrt, gelangt zwischen Amalerva und Stig2 zu einer markanten S-Kurve, die auf der Talseite mit HĂ€usern gesĂ€umt ist. Hier heisst es «Grista». Der obere Teil der S-Kurve wird «Gristarangg» genannt, wĂ€hrend die untere Kehre «Lochrangg» heisst. An dieser Stelle ĂŒberwindet die Strasse dank der DoppelkrĂŒmmung rasch den untersten Teil eines HĂŒgelkamms, der sich von oben entlang dem Schlipfbach ostwĂ€rts herunterzieht und unterhalb Grista in das Flachland bei Erle1 und Stoggen1 auslĂ€uft. Den Namen «Grista» wollen wir hier nĂ€her betrachten.

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13. Palfris

(Wartau)

Das weitlĂ€ufige Alpgebiet hinter dem Chamm, sĂŒdlich von Gauschla und Alvier, ist weit herum bekannt - eine langgezogene gewellte Terrasse, zum Seeztal abfallend und in steilen, trichterartigen Tobeln dorthin entwĂ€ssernd. Sie wird auch von dort aus mit einer Seilbahn erschlossen, wĂ€hrend das AlpstrĂ€sschen von Oberschan her kommt. Grob wird das Gebiet eingeteilt in Vorder- und Hinderpalfris sowie Alpili. Es umfasst die Einzelsennereien (von hinten nach vorn): Alpili, StralrĂŒfi, Forggili, MĂŒllerighĂŒtte (auch Althus genannt), Geissegg, Vorderpalfris, HirtenhĂŒtte (Alpenrösli), Waldguet, RĂŒtiguet, Chammboden, Tschuggnersess, Ober und Under Steinersess.

Der nordwestliche Teil der Alp, Hinderpalfris, war jahrhundertelang durch Walser dauernd besiedelt; deren Anwesenheit in Wartau ist erstmals bezeugt im Sarganser Urbar von 1398 (fĂŒr Matug); Palfris erscheint 1414 erstmals als Walsersiedlung. Noch heute steht auf Hinderpalfris das 1409 errichtete Rathaus der gefreiten Walser. Diese haben dann aber spĂ€ter ihre hochgelegenen WohnstĂ€tten verlassen und sind in der ĂŒbrigen, vormals romanischen Bevölkerung aufgegangen. Der Umstand, dass in der Ă€lteren Wartauer Mundart der Ausdruck «Pilfriiser» fĂŒr ‘Grobian, Mensch von rohen Manieren’ bekannt war, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Meinung der alteingesessenen Wartauer ĂŒber die zugewanderten Kolonisten.

 

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14. Grüzimues

(Sevelen)

Ein eigenartiger Name! Erinnert er nicht unwillkĂŒrlich an einen Haferbrei? Doch nein, es handelt sich ja um eine GelĂ€ndebezeichnung: Die Seveler bezeichnen damit ein StĂŒck Wies- und Ackerland nordwestlich des Dorfes, im sĂŒdlichen Glatnerriet, also in der Talebene unweit des Berghangs, unter Sponna und Felggaua. In Ă€lterer Zeit war hier Riedland, ein Umstand, der bei der Suche nach der Herkunft des Namens im Auge zu behalten sein wird.

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15. Grof

(Buchs)

SĂŒdlich des Zentrums von Buchs, gegen Röll und Frol hinauf, liegt die Grof. Es ist ein heute völlig ĂŒberbauter ausgedehnter, aber junger Siedlungsraum; bis ins 19. Jh. war hier ein bedeutendes Anbaugebiet. Von der alten rĂ€umlichen Unterteilung in Chlin Grof und †Gross Grof ist nur noch die erstere lebendig; die letztere, ausgestorbene, entspricht gebietsmĂ€ssig der heutigen Grof. Das Namenwort Grof kommt auch in mehreren, heute meist ausgestorbenen GelĂ€ndenamen im gleichen Raum vor: Nördlich beim Altendorf, eine Stelle namens GrofbĂŒhel, offensichtlich ehemals eine kleine Erhebung, die mittlerweile abgetragen worden ist. An ihn erinnert noch die Quartierstrasse GrofbĂŒhelstrasse. Das Gebiet bei der Sekundarschule, an der heutigen Groffeldstrasse, wurde Ă€lter allgemein Groffeld genannt. Weiter gab es, nicht nĂ€her lokalisierbar, ein †GrofergĂ€ssli sowie eine †Groferhofstatt: in beiden FĂ€llen ist wohl von einem Ă€lteren Grundnamen *Grofere(n) auszugehen.

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16. Inggeriäls

(Grabs)

«Moorn gummer denn is Riet!» So sprach unsere Mutter. Es war in den 1950er Jahren. Wir wohnten am Grabser Berg, am First, und weit unten im Grabser Riet, im Gebiet InggeriĂ€ls, hatten wir einen grossen Acker. Dieser musste bestellt werden: Saatkartoffeln stecken, spĂ€ter die Zeilen falgen und hĂ€ufeln, dann ernten. Der Vater war als Schreiner weniger abkömmlich fĂŒr die Feldarbeit. Diese war daher vor allem Sache unserer Mutter, und wir Kinder hatten selbstverstĂ€ndlich mit anzupacken. Da man damals noch kein Auto hatte, mussten wir mit dem HandwĂ€gelchen die rund vier Kilometer von daheim bis nach InggeriĂ€ls hinab zu Fuss zurĂŒcklegen. Das war bei uns Kindern recht unbeliebt, vor allem, weil das ratternde GefĂ€hrt mit seinen eisenbereiften HolzrĂ€dern einen ziemlichen LĂ€rm machte, was uns auf dem langen Weg durch das Dorf recht peinlich erschien – obgleich solche Fahrten damals noch allgegenwĂ€rtig waren. Zur Erntezeit im Herbst kam dann Mutters Ă€ltester Bruder, der Vetter Ueli, mit Ross und Pflug mit ins Riet, um die wertvollen Knollen hervorzupflĂŒgen. Dann hiess es emsig Kartoffeln aus der Erde klauben, auflesen und in SĂ€cke abfĂŒllen. Ein kleiner Imbiss unter dem grossen Kirschbaum gehörte auch dazu. Gegen Abend dann zog Diana, das geduldige Ross von Vetter Ueli, die gewichtige Ladung hinauf an den First, wo die «Herpfel» als wichtige Nahrungsgrundlage den Weg in den Keller fanden.

Das Gebiet InggeriĂ€ls östlich des Dorfes Grabs im Dreieck zwischen Grabser Bach und Werdenstrasse umfasst einen bedeutenden Teil des Grabser Riets. Es enthĂ€lt Wiesen und Äcker, stösst nordwĂ€rts an das Witiriet, sĂŒdlich an das Gebiet WĂ€sserten, gegen Osten an das Ochsensand. Der Name InggeriĂ€ls hatte fĂŒr mich stets einen besonderen Klang. NatĂŒrlich schon wegen der erwĂ€hnten persönlichen Erinnerung. Aber auch seine markante Lautgestalt erschien mir, seit ich mich erinnern kann, als besonders wunderlich – fremd und vertraut zugleich. Was mochte in ihm stecken? Gehen wir also der Frage nach.

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17. Afasteig

(Gams)

Es gehört zu den MerkwĂŒrdigkeiten der Ortsnamenwelt, dass da und dort in derselben Gemeinde Namengruppen auftreten, welche durch ihre teilweise Ă€ussere Ähnlichkeit auffallen, ohne dass sie im ĂŒbrigen zusammengehören mĂŒssen. So kennt man etwa in Grabs mehrere Namen, die mit Iver- beginnen (Iverplut, Ivertschell und Iverturst), oder in Wartau die vielen Ortsbezeichnungen auf Fer- (Ferdieris, Ferdurn, Fereitis, Ferfiggs, Ferfingis, Fergasis, Fergeilis, Fergfal, Fergfreisch, Fergrolis, FerlĂŒls, FermĂ€rsch, Fermeil, usw.), in Sevelen die FĂ€lle mit Fal- (Falfaschnea, Falfermues, Falferor, FalisĂ€r, FalnĂ€tscha, FalpilĂ€r, FalschnĂ€ra), in Sennwald eine Reihe von Namen auf Iga-/Igi- (Igadeel, Igatschier, Igiditsch, IgischĂ€tz). Auch Gams steht hier nicht abseits; bekannt ist hier etwa ein Trio von Afa-Namen, nĂ€mlich Afaggeia, Afagrist und Afasteig. Nun wird der unvoreingenommene Laie wohl zunĂ€chst annehmen, dass das gemeinsame Element dieser Gruppen, also die Elemente Iver-, Fer-, Fal-, Ig- oder Afa-, sich ĂŒberall gleich erklĂ€ren lasse, also auf identische Herkunft verweise. Dies kann zwar stimmen, ist aber keineswegs automatisch der Fall. Sie sind vielmehr zum Teil erst nachtrĂ€glich in einen Namen hineingeschmuggelt worden, in Anlehnung an ein Vorbild (einen meist örtlich benachbarten Namen), der dieses Element ursprĂŒnglich trug. Wenn ein Name in dieser Weise durch Ă€ussere Einwirkung in seinem Entwicklungsgang «gestört», auf ein anderes Gleis geschoben wird, spricht der Fachmann von «Ablenkung». Eine solche hat auch bei unseren Gamser Namen auf Afa- stattgefunden. Wie, soll hier gezeigt werden. Doch stellen wir zunĂ€chst alle drei Namengebiete vor.

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18. Lögert

(Sennwald)

So heisst ein Dorfteil von Sennwald, der oberhalb der Staatsstrasse, auf dem SchuttfĂ€cher des Steinenbachs, gelegen ist. Es handelt sich um Wiesland und teils alte HĂ€user am StrĂ€sschen, das von Ögstisriet gegen den Strigg2 hinauffĂŒhrt. Das Gebiet wird geschieden in Underlögert und Oberlögert. Im Sprachgebrauch der Einheimischen heisst es «der Lögert», «im Lögert». Die Bedeutung des Namens liegt nicht unmittelbar auf der Hand, wiewohl er nicht eigentlich fremd tönt. Schon vor ĂŒber hundert Jahren wurde ĂŒber seine Herkunft nachgedacht. 

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19. Gapruesch

(Wartau)

So heisst eine mĂ€ssig ansteigende Wiese sĂŒdlich von Malans. Sie liegt ĂŒber der Strasse, die von Azmoos her kommt, zwischen dem Gatinabach im SĂŒden und dem Gerschelisbach im Norden, hinter Fanela und unter Partana2. Der Name wird ohne Artikel verwendet: «me goot ge Gapruesch», «döt job ischt Gapruesch». Urkundlich tritt der Name erstmals im Helvetischen Kataster Wartau von 1801 auf, dort als «Gebrusch» und «Gabruosch». Dass die Bezeichnung nicht deutscher Herkunft ist, erkennt man leicht. Aber was steckt in ihr?

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20. Falschnära

(Sevelen)

Unten am vordersten Seveler Berg, in einer Mulde sĂŒdlich des HĂŒgelsporns Ansa, unweit nördlich der Wartauer Grenze, liegt das Gut dieses Namens. In Sevelen wird er als FelschnĂ€ra ausgesprochen, von Wartau her FerschnĂ«ra. Geschrieben wird die Ortsbezeichnung in Sevelen heute als ValschnĂ€ra. Dagegen lauten die Ă€lteren urkundlichen Belege noch durchwegs auf Fer-: 1570 FĂ€rrschnĂ€rren, 1709 auffer schneren, 1752 ferschnĂ€ren und noch 1801 verschnĂ€ren. Es tauchen also erste Zweifel auf an der heute wohl allgemein verbreiteten Meinung, der Name enthalte das romanische Wort val ‘Tal’, also wie in Ifelgup (Valcup) in Sevelen. Zwar wĂŒrde die Lage des Gutes FalschnĂ€ra in einer talartigen Mulde ja durchaus zu dieser Annahme passen. Aber der Umstand, dass es Ă€lter eben Fer- hiess und dass auch die Wartauer Nachbarn auf dieses Fal- oder Val- nicht eingegangen sind, weist doch ganz in die Richtung dieses Zweifels.

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21. Bellwiti

(Buchs)

Ein ausgedehntes Waldgebiet am obersten Buchser Berg, eher schattenhalb gelegen auf 1320-1400 m Meereshöhe, hinter dem Imalbuner Undersess und nordwestwĂ€rts bis an die Grenze zur Gemeinde Grabs sich erstreckend, etwa 800 m östlich ausserhalb des Talgrundes der Grabser Alp Ivelspus. Der Einheimische sagt «in der Bellwiti»; er erkennt also den Namen als Zusammensetzung von (unbekanntem) Bell- und dem deutschen Wort Weite, bzw. mundartlich Witi, letzteres zu ĂŒbersetzen als ‘weites, offenes Feld’, auch ‘Waldlichtung, freier Platz im Wald’. Das Namenelement Bell- dagegen ist nicht auf Anhieb zu erkennen – ja, es bleibt sogar unklar, ob es deutsch oder romanisch sei. ZunĂ€chst bleibt da viel Raum fĂŒr Spekulationen.

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22. Impelwiza

(Grabs)

Wer ĂŒber den Grabser Berg dem lieblichen Voralpsee entgegenfĂ€hrt, durchquert das Maienbergli, das Impelwiza heisst. Wenn er nĂ€mlich die obersten HĂ€user von Muntlerentsch und Amadang hinter sich hat und in das steinige Waldgebiet Guferen hineinfĂ€hrt, liegt auf 1040 m Höhe das Berggut Impelwiza als kleine flache, rechteckige Waldlichtung mit einem StallgebĂ€ude in der Senke direkt an der Strasse. Das westwĂ€rts darĂŒber ansteigende Maienberggebiet heisst im Furt. Urkundlich ist Impelwiza erstmals bezeugt im Grabser Urbar von 1463, auf Seite 13: «Item Zeblewetzen sind wir gangen jn den weg».

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23. Bruedermäl

(Gams)

Der auffĂ€llige Name haftet an einem Heimwesen am unteren Hinderberg. Dieses liegt rund 500 m sĂŒdwestlich der Kirche, ĂŒber der Wildhauserstrasse und unter dem Weiler Chretzibach, zwischen MĂŒllerhus und GensrĂŒti. Das GelĂ€nde ist im mittleren Teil des Gebiets flacher. Die Bezeichnung hat zu vielen Spekulationen Anlass gegeben, und der Volksmund hat sie mit sagenhaften Ereignissen ausgeschmĂŒckt. Dass diese Geschichten den Weg zum Ursprung wirklich weisen können, ist wenig wahrscheinlich: Geschichten können auch nachtrĂ€glich entstanden sein, um eine ErklĂ€rung zu konstruieren. Beginnen wir also die Suche.

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24. Mordla

(Sennwald)

Diesen eigenartigen Namen trĂ€gt eine WieslandflĂ€che in der Talebene östlich von FrĂŒmsen, sĂŒdlich des Weilers BĂŒsmig. Sie liegt direkt am Rand des Schlosswaldes, links neben dem kanalisierten Bachlauf namens Fuchsbrunnen. In der Umgebung finden sich viele Namen, in denen «Mad», «Burst» oder «Riet» enthalten sind. Das lĂ€sst schon den Ortsunkundigen darauf schliessen, dass hier, am Rand des Bergsturzgebietes, in Ă€lterer Zeit nicht nur MĂ€hwiesen, sondern auch ausgedehnte FlĂ€chen mit borstigem Riedgras und feuchte Sumpfwiesen vorherrschten - das typische Bild weiter Teile unserer Talebene in Ă€lterer Zeit. Hier also liegt Mordla 
 Schwingt da nicht ein Hauch von «Mord und Totschlag» mit? Was dachte sich wohl der einsame FussgĂ€nger, der auf dem Weg von Salez zum BĂŒsmig an diesem Ort vorbeischritt, am Waldrand, weitab von menschlichen Siedlungen? Doch ist dieser makabre Eindruck gerechtfertigt? Oder handelt es sich da bloss um einen zufĂ€lligen Anklang?

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25. Fies

(Wartau)

So heissen ausgedehnte GĂŒter sĂŒdwestlich ĂŒber Oberschan, unter Plans und Salums, beim Kurhus Ufstig. Das Gebiet ist im unteren Teil steiler, im oberen bildet es eine flache GelĂ€ndestufe. Gleich wie die umgebenden HanggĂŒter (Reggella, Plans, Fereitis, Gernolf usw.) ist auch Fies aus dem umgebenden Mischwald herausgerodet worden. Der Name (der in jĂŒngerer Zeit auch als Vies geschrieben wurde) hat zu mannigfaltigen Spekulationen gefĂŒhrt. Sie sollen hier samt der richtigen ErklĂ€rung kurz dargestellt werden.

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26. Flusa

(Sevelen)

So heissen GĂŒter am oberen Seveler Berg, in mĂ€ssig abfallendem GelĂ€nde, sĂŒdöstlich unterhalb des Weilers HĂŒseren, hinter dem BĂŒel3 (WisbĂŒel) und unterhalb der Bergstrasse. Das Gebiet auf 880 bis 980 m ĂŒ. M., das in Under und Ober Flusa aufgeteilt wird, ist auf drei Seiten von Wald umgeben. Unterhalb von Flusa, ost- und nordseitig, zieht sich horizontal ein langgezogener Felsabsatz, Flusastein genannt, durch den Bergwald, vom Chessler sĂŒdwĂ€rts bis ins Steigholz.

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27. Luna

(Buchs)

Wer auf freier Höhe ĂŒber die Alp Imalbun hochsteigt, um den Margelchopf zu erklimmen, der durchquert ĂŒber dem SteilgelĂ€nde des Obersess den HangrĂŒcken des Tossen und gelangt sĂŒdlich vom Hanenspil zum Lunabrunnen. Hier öffnet sich der Blick nach Norden auf den mĂ€chtigen Einschnitt, der den eben ĂŒberwundenen HöhenrĂŒcken von der weiter nördlich ebenso frei hochragenden Alp Gampernei (Grabs) trennt. Unmittelbar rechts neben und unter sich sieht er, zwischen Hanenspil und Forenchopf, eine terrassenartig gestufte Alpweide in weiter Mulde. Dieses Weidegebiet unmittelbar unter der östlichen Seite des Margelchopfs heisst Luna. Es bildet die sĂŒdliche Flanke des erwĂ€hnten mĂ€chtigen Einschnitts zwischen Tossen und Gampernei. Unter der Luna fĂ€llt das GelĂ€nde, sich verengend, nordostwĂ€rts in das Alptal von Ivelspus (Grabs) ab. Das Weidegebiet Luna liegt auf 1600 bis 1900 m und wird unterschieden in Under und Ober Luna. SĂŒdwestwĂ€rts steigt es zu den Weideterrassen Bi den Seeli sowie zur Glanna und zum Isisizgrat an.

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28. Anggalrina

(Grabs)

Das Gebiet mit dem fremdartig-vertrauten Namen Anggalrina umfasst steile BerggĂŒter am oberen Studner Berg, unterhalb von Jakoblis Weid und Scherersweid (beim Langen Stall), ĂŒber den GĂŒtern namens RĂ€tikon und Maienzun. Älter wurde der Name auch als «Gallrinen» geschrieben. Darin spiegelt sich der im Bewusstsein des Einheimischen bis heute lebendige Umstand, dass bei dieser Namenkategorie stets zwei Bezeichnungen nebeneinander existieren, nĂ€mlich die Sprechform mit An- (anderswo auch In-), und daneben eine zweite ohne dieses AnhĂ€ngsel, die als Schreibform gilt und in der dann manch einer den «eigentlich richtigen» Namen zu sehen glaubt. Zu diesem Spannungsfeld sind einige ErlĂ€uterungen nötig.

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29. Hülsch

(Gams)

Nordwestlich des Dörfchens Gasenzen, im GelĂ€nde, das gegen den Usserberg hin leicht ansteigt, liegt das Wiesland namens HĂŒlsch. Es wird vom Gasenzenbach durchflossen, grenzt im SĂŒden an Rotochen und Usserbach, nordostwĂ€rts an Gamschol, aufwĂ€rts an Schönenberg, sĂŒdwestlich an IgalĂ€tscha. Hier befindet sich der Werkhof der Ortsgemeinde, und hier steht auch eine alte Handseilerei. Wer der Geschichte dieses Namens nachgeht, erlebt gleich eine Überraschung – der Ort hiess nĂ€mlich ursprĂŒnglich gar nicht HĂŒlsch (und erst recht nicht HĂŒltsch), sondern - SĂŒlsch. Das muss erklĂ€rt werden.

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30. Sennwald

(Sennwald)

Die nördlichste politische Gemeinde der Region Werdenberg ist ein komplexes Gebilde, reich an landschaftlichen Kontrasten und kleinrĂ€umigen Strukturen. Ihr Territorium reicht von der weiten Rheinebene bis hinauf zur und teils hinter die sĂŒdliche Alpsteinkette mit ihren schroffen, bewaldeten Flanken, und sie umfasst fĂŒnf Ortsgemeinden rund um die Dörfer FrĂŒmsen, Haag, Salez, Sax und Sennwald. Kirchdörfer sind Salez, Sax und Sennwald; 2015 haben sich die Kirchgemeinden Sennwald-(Evangelisch) Lienz, Sax-FrĂŒmsen und Salez-Haag zusammengeschlossen. Weilerartige Siedlungen liegen östlich von FrĂŒmsen (BĂŒsmig), um Salez (Schlossfeld, Gartis) und um Sennwald; Streubesiedlung findet sich verhĂ€ltnismĂ€ssig wenig an den HĂ€ngen ĂŒber Sax und zwischen Sax und FrĂŒmsen. Neue Überbauungen um die Dörfer haben die SiedlungsrĂ€ume bedeutend ausgeweitet und namentlich zwischen Sax und FrĂŒmsen (Hueb, Amalerva, Grista, Stig) zu einer fast durchgehenden Besiedlung gefĂŒhrt. Das Dorf Sennwald (das der Gemeinde den Namen gegeben hat) enthĂ€lt als Ă€ltere grössere Siedlungskerne die Wohngebiete Ögstisriet, Lögert, LĂ€ui, Obweg, Egete und Understein. Neuere Wohngebiete sind dort Tornen, Neudorf und Bifig. - Soviel als allgemeine Umschreibung. Woher aber stammt der Name Sennwald, was bedeutet er, und wann tauchte er erstmals auf?

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31. Lafadarsch

(Wartau)

Das ausgedehnte Weidegebiet dieses Namens liegt im Malanser Holz, auf einer GelĂ€ndestufe sĂŒdwestlich ĂŒber Malans, auf rund 900 m Meereshöhe. Der Grund, warum der AuswĂ€rtige schmunzelt, wenn er die Bezeichnung hört, liegt sicherlich an deren hinterem Teil, der an ein bekanntes deutsches Wort aus dem Bereich unter der GĂŒrtellinie erinnert. DafĂŒr kann der Name freilich nichts. Er ist ja gar nicht deutsch, sondern stammt augenfĂ€llig aus der romanischen Epoche. Die damals auch «Churwelsch» genannte einstige Landessprache hatte hier in Wartau weit ĂŒber ein Jahrtausend lang Bestand – lĂ€nger als im ĂŒbrigen Werdenberg, lĂ€nger auch als in Sargans. Auch nach ihrem Untergang als Umgangssprache ist hier das romanische Erbe besonders dicht gestreut in GelĂ€ndenamen und sonstigen sprachlichen Spuren erhalten geblieben.

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32. Baggastiel

(Sevelen)

Mitten in Sevelen, östlich des Rathauses und des Areals Drei Könige, unmittelbar am sĂŒdwestlichen Fuss der felsigen Erhebung StorchenbĂŒel, liegt die HĂ€userreihe dieses Namens; ebenso heisst auch der Weinberg, der ĂŒber den HĂ€usern gegen den steinigen Abbruch und zur Burgruine Herrenberg ansteigt. Der Name hat die Fantasie der Dorfbewohner mehr als gewöhnlich zu Spekulationen angeregt, fĂŒhrte zu sprachlichen MissverstĂ€ndnissen und volksetymologischen Verirrungen. So wurde er etwa im Helvetischen Kataster von 1801 einmal als «Backenstiel» geschrieben, dann wieder als «Packenstier». Es lĂ€sst sich unschwer erkennen, dass solche Auffassungen an der geschichtlichen Wirklichkeit vorbeizielen. Die wahren HintergrĂŒnde wollen wir hier anhand des heutigen Wissensstandes nachzeichnen. Sicher scheint zum vorneherein, dass der Name nicht deutscher Herkunft ist.

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33. Röll

(Buchs)

Dieser Name bezeichnet zweierlei: a) Einmal den Bach (auch Röllbach genannt), der in zwei Armen in den Weidegebieten Amasora und Isarina (Sevelen) entspringt; die OberlĂ€ufe vereinigen sich hinter HĂŒseren, heissen nun Röll; diese fĂŒhrt am hinteren Seveler Berg an den BerggĂŒtern Röll (!), Bach und Impertill vorbei ĂŒber die Buchser Grenze ins Flat herab, von dort fliesst sie durch Feldrietli und Rietli und mĂŒndet im Gebiet Flös in den Giessen. – b) Röll heisst weiter eine WieslandflĂ€che in der Talebene zwischen RĂ€fis und Buchs, westlich der Churerstrasse, zwischen WĂ€seli, Frol und Flös; sie ist heute weitgehend ĂŒberbaut. Wessen Name zuerst da war, ob der des Bachlaufes, des Bergguts am Seveler Berg oder des Wieslands bei RĂ€fis, lĂ€sst sich leicht beantworten: Es war der Bachname, der nachtrĂ€glich auf bestimmte Zonen in seiner NĂ€he ĂŒbertragen wurde.

Wer nun an das Studium der historischen Überlieferung dieses Namens geht, erlebt gleich eine kleine Überraschung: Der Name Röll ist das Ergebnis einer KĂŒrzung, ist vor ein paar hundert Jahren zurechtgestutzt, um eine Silbe beschnitten worden; denn noch in den Ă€ltesten urkundlichen Nennungen lautete er SarĂŒll, Saröll und Ă€hnlich 
 Der Fall ist interessant, wir wollen ihm weiter nachgehen.

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34. Hinrigmäl

(Grabs)

So heissen zwei MaienberggĂŒter in einer grossflĂ€chigen Waldlichtung zuoberst am vordersten Grabser Berg, auf 1100 m Höhe unweit der Strasse in die Voralp, sĂŒdöstlich vom Brunnenrietrangg, also oberhalb von Guferen und unter dem Waldgebiet Chalchofen. Es ist eine unten flach auslaufende, auffĂ€llig glatte, nach oben etwas steilere WiesflĂ€che, eingelassen in der Senke zwischen dem nordwestwĂ€rts ansteigenden Grabser Berg und der sĂŒdöstlich jĂ€h sich auftĂŒrmenden Flanke des Studner Bergs, genannt Cherhalde, die ĂŒber die Spitzigen Chöpf zur Hochalp Gampernei ansteigt. Der Name HinrigmĂ€l weist einige Eigenheiten auf: Geschrieben wurde er 1463 als LidmĂ€l, 1630 hiner ligmael, 1691 LidmĂ€l und HinderligmĂ€l, 1755 Hinterem GmĂ€hl, 1770 Hindereck GmĂ€l, 1794 Hinter GmĂ€hl, 1801 HinterlegmĂ€hl. Die Ă€lteste Schreibform LidmĂ€l ist noch heute im amtlichen Gebrauch bekannt (sie wurde als Schreibform ĂŒber die Urbarien bis in die Neuzeit konserviert). In der auf der letzten Silbe betonten heimischen Sprechform «HinnerigmÀÀl» ist eine (vermeintliche) lautliche Anlehnung an den Weilernamen «Hinneregg» (nĂ€mlich Hinderegg am hinteren Grabser Berg) herauszuhören (schon 1770 wirkte sich diese auf die Schreibung aus). AuffĂ€llig ist der mundartliche Gebrauch unseres Namens; es heisst: «dort ist HinrigmĂ€l», «man geht HinrigmĂ€l», «man ist HinrigmĂ€l», «man kommt von HinrigmĂ€l». Das erinnert ganz an die hierzulande verbreitete Namengruppe des Typs Amadang oder Ischlawiz, die auch nach diesem Muster gehandhabt werden («man geht Amadang», «man ist Amadang», «man kommt von Amadang», usw.).

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35. Lungalid

(Gams)

So hiess ein Wohngebiet und ehemaliges Wiesland, in erhöhter Lage am nordwestlichen Dorfrand von Gams gelegen. Das ĂŒber dem Höfli leicht ansteigende GelĂ€nde grenzt sĂŒdwestwĂ€rts an das Gebiet Vorburg, nach hinten (nordostwĂ€rts) an die Liegenschaft und Überbauung namens Steg1. Gegen oben berĂŒhrt es das allmĂ€hlich steiler werdende Gut namens Afagrist. Heute wird unter Lungalid noch ein Quartierstrassenname verstanden, nĂ€mlich die obere Querverbindung zwischen den nach oben aufeinander zulaufenden Quartierstrassen Oberfelsbachstrasse und Schleipfweg.

Die einzige uns zur VerfĂŒgung stehende urkundliche Nennung des Namens Lungalid ist verhĂ€ltnismĂ€ssig jung: Im «Capitalbuch der FrĂŒhmesspfrund» von 1763, einem Buch von 53 Seiten im Archiv der Ortsgemeinde Gams, erscheint auf Seite 29 der Eintrag «Runckenlid», und dieser gehört zweifellos hierher. Woran man sonst vielleicht nicht einmal gedacht hĂ€tte, das tritt damit in den Bereich des Möglichen: dass nĂ€mlich Lungalid Ă€lter offenbar Rung(g)alid lautete. Damit stellt sich die Sachlage, was die sprachliche Herleitung des Namens betrifft, ziemlich neu dar.

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36. Eidenen

(Sennwald)

Heute soll wieder einmal von einem Alpnamen die Rede sein. Die Alp Eidenen hoch ĂŒber Sennwald liegt am SĂŒdosthang des Alpsteinmassivs, unweit sĂŒdwestlich des Hohen Kastens, zwischen den Alpen Rohr und Wis. Sie ist mehrheitlich im Besitz der Ortsgemeinde Sennwald. Ihre AlpgebĂ€ude liegen auf rund 1405 m. Von dort steigt das Weidegebiet steil empor bis zum horizontal verlaufenden grasigen Grat, der auf rund 1630 m ĂŒ. M. die Grenze zum Kanton Appenzell bildet und jenseits zur Innerrhoder Alp Soll abfĂ€llt.

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37. Mumpertjöris

(Wartau)

Diesen eigenartigen Namen trĂ€gt ein steiles, langgezogenes Berggut westlich ĂŒber Azmoos, eine ansteigende Lichtung im Waldgebiet SantjĂŒrgen (St.Georgen). Es liegt, gut sichtbar von Balzers herĂŒber, am bewaldeten HangrĂŒcken zwischen dem TrĂŒebbach im Norden und dem Wolfslochbach (oder PlĂ€ngglibach) im SĂŒden, auf einer Höhenlage von 800 bis 930 m ĂŒ. M. In Wartau sind mir zu dem Namen zwei Aussprachevarianten begegnet: in Azmoos notierte ich 1971 die Form Mumpertjöris, in TrĂŒbbach aber Mumfertjöris. An urkundlichen Formen verfĂŒgen wir einzig ĂŒber drei Nennungen im Helvetischen Kataster von 1801: Sie lauten Montsantjörj, Momsayöris und Mumsend Jöris. Das ist der feststellbare historische Stand, und dieser weckt hinsichtlich der sprachlichen Herkunft des Namens bereits erste Vermutungen. Doch zunĂ€chst mĂŒssen die bisher geĂ€usserten Thesen zur Herleitung geprĂŒft werden.

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38. Amatnez

(Sevelen)

Wer an den Seveler Berg will, der fĂ€hrt zunĂ€chst auf die liebliche Terrasse von St.Ulrich, durchquert das Dörfchen in einer weiten S-Kurve und tritt, nordwĂ€rts fahrend, in das Tuerichner Holz ein. Über Amplasur wendet sich die Bergstrasse wieder nach SĂŒden, in einer engen, felsigen Kurve, die seit der Zeit der Erbauung als FĂŒfliberrangg bekannt ist. Noch bevor sĂŒdwĂ€rts die Sunnenwis (Ă€lter Guliwis geheissen) in Sicht kommt, öffnet sich (unweit ĂŒber St.Ulrich, auf 660 m ĂŒ. M.) eine kleine, ansteigende Waldlichtung, ein BerggĂŒtchen direkt ĂŒber dem Dörfchen. Das StallgebĂ€ude und der grössere Teil des Wieslandes sind unterhalb der Strasse gelegen. Dieses Stallgut trĂ€gt seit alters die Bezeichnung Amatnez, und diesem Namen wollen wir uns hier zuwenden.

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39. Glanna

(Buchs)

Das Weidegebiet Glanna liegt, wie jeder Buchser und Seveler weiss, zuoberst in den Alpen Imalbun und Altsess, sĂŒdlich vom Margelchopf, nordöstlich unter dem Glannachopf, auf terrassiertem Hochplateau unweit vom Isisizgrat, in der obersten sĂŒdwestlichen Ecke des hier oben nur schmalen Buchser Gemeindegebietes und dann sĂŒdwĂ€rts auf Seveler Gemeindegebiet sich fortsetzend. Dort, ĂŒber dem Seveler Glanna, steigt das steile und steinige Glannabord zum Glannachopf an. Aber auch jenseits des Grates, in der Alp Isisiz auf Grabser Boden, kommen wieder Glanna-Namen vor, nĂ€mlich die nach Westen abfallende steinige Glannarisi (eine breite Geröllhalde zwischen Glannachopf und Chlin Fulfirst), sowie, weiter nördlich, die Glannahalde (ein Weidhang, der von der Isisizegg gegen den oberen Lauf des Isisizbachs abfĂ€llt). Weiter stösst man auf Seveler Gebiet, oben in der Alp Farnboden, östlich unter der Glanna, noch auf eine Verkleinerungsform GlĂ€nnli (dazu die Felsspitzen GlĂ€nnlichopf und GlĂ€nnlispitz). Und schliesslich gibt es auf Seveler Boden auch noch das GlannahĂŒttli, die Glannaseeli und die Glannatreien. Alles in allem ein ganzes «Nest» von Glanna-Namen auf engem Raum. Die Frage stellt sich nun, was die Grundbezeichnung bedeutet und dann auch, wohin sie ursprĂŒnglich zielte.

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40. Amaschnun

(Grabs)

So heissen zwei Heimwesen auf einer schmalen Terrasse am vorderen Grabser Berg, unter dem (neuen) Schulhaus und ĂŒber dem abschĂŒssigen Rutschgebiet namens Haueten gelegen. Der Name wird auf der letzten Silbe betont; das Schluss-n bleibt unausgesprochen, steht aber fĂŒr die lokaltypische nasale FĂ€rbung des betonten offenen -u. Die lokale Aussprache lĂ€sst sich etwa mit OmeschnĂčĂčn wiedergeben. Erstmals erscheint der Name urkundlich im Urbar von 1537, wo es auf S. 4 heisst: «  stost sonnenhalb an Uoli Schlegel Z maschnĆÂ» (hier vertritt das Strichlein ĂŒber dem -o nach alter Schreibtradition das ausgelassene ‑n). Darauf erscheint bis 1614 mehrfach die Schreibung maschnon, ab 1681 dann folgen amaschnun, amenschnon, im 18. Jh. auch verschriftdeutschendes Amaschnaun (dessen Diphthong -au- aber nie gesprochen wurde).

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41. Münschenberg

(Gams)

Westlich ĂŒber dem Dörfchen Gasenzen, zwischen dem Felsbach im Norden und dem AfagristbĂ€chli im SĂŒden, liegt auf zwei Hangverflachungen (600-680 m) mit ausgedehntem schönem Wiesland der Weiler dieses Namens. Schon im Gangbrief von 1462 erscheint auf Seite 3 der Name in einer ausfĂŒhrlichen Wegbeschreibung: «  gat ain eweg zwĂŒschent Hanssen WĂŠbers gut hin vß und dannenthin durch die Hollen Gaß vnd vber die Gens Waid hinvff vnd vnder Muntfeder hin vmb vntz [= bis] in Werlis Tobil hinvff fĂŒr MĂŒntschenberg hin vff durch die ebny hin vff vntz [= bis] vff die almaind». Aber auch weiterhin erscheint das Berggut MĂŒnschenberg in den Schriften des Archivs der Ortsgemeinde Gams öfters. Herrschte zunĂ€chst (im 15.-17. Jh.) die Schreibung mit -tsch- vor, wurde im 18. und 19. Jh. nur MĂŒnschen- geschrieben, was der Sprechform des Namens durchaus besser entspricht. Wir verwenden daher diese Schreibung, entgegen einer aktuellen Tendenz, auch dann-tsch- zu schreiben, wenn dadurch die Sprechform klar ĂŒbersteigert wird (vgl. HĂŒltsch, MĂŒntschenberg). Im Jahr 1462 erscheint auch eine Schreibung mintschen-, deren -i- auch im ausgestorbenen Namen †Minschenberg in Sevelen wieder auftritt.

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42. Büsmig

(Sennwald)

So heisst ein FrĂŒmsner Weiler etwas abseits östlich des Dorfes, in der Talebene. Die dortigen Gehöfte und sonstigen Bauten scharen sich am westlichen Rand des Schlosswalds, also in unmittelbarer NĂ€he des ausgedehnten FelstrĂŒmmerfelds eines vorgeschichtlichen Bergsturzes. Man sagt «s BĂŒsmig, im BĂŒsmig», seltener hört man auch «BĂŒschmig». Ein merkwĂŒrdiger Name – irgendwie deutsch tönend, und dennoch schwer einzuordnen. Was mag dahinterstecken? Die urkundlichen Formen, ĂŒber die wir verfĂŒgen, helfen nicht recht weiter, da aus ihnen keinerlei Entwicklungsschritte mehr hervorgehen: Erstmals erscheint der Name 1514 als «acker jmm veld ZebĂŒsmig gelegen», dann 1522 «zu bĂŒssmig», 1698 «vf bĂŒssmig», 1797 «BĂŒssming», 1801 «BĂŒssmig»; stets ist von einem Gut oder von Ackerland die Rede. Aber die Namensform selber steht da bereits fertig vor uns. Das Raten kann also beginnen.

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43. Gufaluns

(Wartau)

SĂŒdwestlich bei TrĂŒbbach, im Dreieck zwischen Rhein, TrĂŒebbachlauf und Nordostabhang des Schollbergs, bergseits der Durchgangsstrasse, liegt das StĂŒck flaches Wiesland namens Gufaluns. Erstmals erscheint der Name urkundlich 1543 als Guffulans und Gufulaus. In spĂ€teren Nennungen dominiert daneben die Schreibung Gufalons und Ă€hnlich. Im Helvetischen Kataster 1801 wird das Gebiet mehrfach als «Megeri» oder «Magerheu» charakterisiert, die «an Bach und Rhein» stosse. Die Wiese dieses Namens liegt bereits etwas höher als der eigentliche Talboden. Dieser ist hier zu einem ĂŒberaus schmalen Streifen zwischen Rhein und Berghang zusammengedrĂ€ngt und wird heute an der engsten Stelle von Strasse, Bahnlinie, Autobahn und Saarkanal fast gĂ€nzlich eingenommen. Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts aber regierte dort noch unangefochten der ungebĂ€ndigte Rheinstrom, der, vom FlĂ€scherberg her direkt auf die Bergwand des Schollbergs zuströmend, an der felsigen Hohwand um fast neunzig Grad gegen Nordosten umgelenkt wurde. Nicht umsonst musste die alte Schollbergstrasse ja dieser Zone durch den beschwerlichen Aufstieg ĂŒber die Hohwand ausweichen. Erst 1822 wurde die moderne Strasse eröffnet, die nun erstmals dem Bergfuss entlang fĂŒhrte. Infolge des Festungsbaues und wegen des massiven Materialabbaus durch den Steinbruch sind hier allerdings die alten GelĂ€ndeformen streckenweise gĂ€nzlich verĂ€ndert worden. Daran wird zu denken sein auch bei der Beurteilung des Namens Gufaluns, den wir hier nĂ€her betrachten wollen.

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44. Amasora

(Sevelen)

So heisst ein grosses, nordostwĂ€rts abfallendes Weidegebiet hinten am oberen Seveler Berg, am Oberberg, sĂŒdlich des tiefen Taleinschnitts des Tobelbachs. Hoch ĂŒber dem Seveler Hinderberg ansteigend, erstreckt es sich auf 1200-1400 m ĂŒber Meer; ĂŒber ihm liegt die Hochalp Inarin, zunĂ€chst mit dem Undersess genannt ChĂŒesess. Amasora ist der nördlichste Abschnitt der Galtviehalp namens Seveler Wald. Die Ă€lteste urkundliche Form erscheint um 1560 mit «guot am seffellerbĂ€rg glĂ€gen gnampt masora». Um 1650 ist es dann «hans PĂŒschen guet Amasorra». Es folgen im ganzen 17. und 18. Jh. weiterhin nur Formen mit A- (etwa 1671 Ammasoren, 1751 ammanssoren, 1801 Ammasoren). Wir kennen ja aus frĂŒher behandelten FĂ€llen (siehe etwa: Amasis, InggeriĂ€ls, Afasteig, Impelwiza) diese typisch werdenbergische Art, romanische Namen vorn mit A(n)- oder I(n)- zu erweitern.

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45. Räfis

(Buchs)

SĂŒdlich von Buchs liegen in der Rheinebene die beiden Dörfchen Burgerau und RĂ€fis, das erstgenannte «ausser der Bahn» (also östlich der Bahnlinie) gelegen. Abgesehen von ein paar HĂ€usern in OberrĂ€fis, die auf Seveler Boden stehen, gehören beide zur Gemeinde und Kirchgemeinde Buchs. Laut dem «Geographischen Lexikon der Schweiz» von 1905 wohnten in RĂ€fis 835 reformierte Einwohner in 144 HĂ€usern, die sich mit Obst-, Mais- und GemĂŒsebau, Viehzucht, Stickfabriken sowie Handstickerei als Hausindustrie beschĂ€ftigten. Ferner wurde damals in der Rheinebene Streue gewonnen. Bis zur jĂŒngsten Zeit waren beide von der Hauptsiedlung rĂ€umlich deutlich getrennt; erst die intensive BautĂ€tigkeit der letzten Jahrzehnte hat diesen Abstand mittlerweile gĂ€nzlich aufgehoben. Bis heute hat sich aber unter den eingeborenen RĂ€fisern ein eigenes Gruppenbewusstsein erhalten.

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46. Belenbach

(Grabs)

So heisst ein steiles Heimwesen unten am vordersten Studner Berg, zwischen Vorderegg und Ober Gatter, unter dem Heimwesen BĂŒel, ĂŒber StudenrĂŒti und Runggelglat. Denselben Namen trĂ€gt auch das FliessgewĂ€sser, das unweit des Heimwesens herunterkommt. Sein Hauptname ist heute Studner Bach; weiter oben heisst er auch LĂ€uibach. Daneben gibt es in der NĂ€he aber noch weitere BĂ€che, nĂ€mlich, etwas sĂŒdöstlich des Studner Bachs, den Lognerbach, ferner dazwischen das kleinere GĂ€stelenbĂ€chli. Da die Sachlage rund um unseren Namen vorerst recht verwickelt erscheint, wollen wir sie alle drei kurz betrachten; hier geht es dann hauptsĂ€chlich um die Frage, wohin das Wort Belen- gehört, das im ersten Teil des Namenwortes steckt.

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47. Hirschere

(Gams)

Am Gamser Hinderberg, schrĂ€g unter dem Weiler Chretzibach, hoch ĂŒber BruedermĂ€l, befindet sich das Wiesland dieses Namens. Es breitet sich aus hinter einer Mulde, durch welche die alte Gasse aus dem Dorf herauffĂŒhrt, auf einer GelĂ€ndeverflachung und auf der Sonnenseite der Erhöhung; etwas weiter nördlich, hinter der abfallenden HĂŒgelkuppe, liegt Strubenhus. Neben dem Ă€lteren Namen «i der Hirschere» ist heute eher die leicht abgewandelte Bezeichnung «i de Hirschenen» gebrĂ€uchlich. Was steckt im Namenstamm? Auf den ersten Blick sieht es aus, als hĂ€tte der Name etwas mit dem GeweihtrĂ€ger, dem Hirsch, zu tun. Bleibt es dabei?

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48. Parossa

(Sennwald)

Wer von Sax herkommend nach FrĂŒmsen fĂ€hrt, ĂŒberquert kurz hintereinander zwei BergbĂ€che: Der eine ist, kurz nach dem Gristarangg, der Schlipfbach, der aus dem Gebiet ĂŒber Grista (Schlipf, HaldenhĂŒser, Wasen)  herunterkommt und von Tscheel her auch noch den Lindenbach aufnimmt, bevor er das Wohngebiet Stig durchquert. Der zweite dieser BergbĂ€che unterquert die Durchgangsstrasse nach etwa 250 m: Es ist der Haldenbach, der den nördlichen Teil des FrĂŒmsner Bergs entwĂ€ssert; von hier, vom Kiessammler im Feld an, trĂ€gt er nun den Namen Wisle.

Hier, wo die Strasse den Haldenbach ĂŒberquert, biegen wir bergwĂ€rts ab und folgen dem StrĂ€sschen, das in weiten Kehren den FrĂŒmsner Berg erschliesst. In der dritten, nach SĂŒden ausholenden engen Kehre auf rund 540 m Höhe halten wir inne: Wir suchen ja das StĂŒck Wiesland, das Parossa heisst. Hier muss es liegen, unterhalb des Heimwesens namens Aspen, in leichter Verflachung des Hangs, wo in einem wenig tiefen GelĂ€ndeeinschnitt ein kleines, teils von BĂ€umen gesĂ€umtes BĂ€chlein rinnt (und etwas weiter unten wieder verschwindet). Dem Namen Parossa wollen wir hier nachgehen.

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49. Gauschla

(Wartau)

Ein mĂ€chtiger, dachfirstartiger Felsstock westlich ĂŒber Oberschan, 2310 m hoch - zusammen mit dem schon etwas tieferen Girenspitz bildet die Gauschla den markanten sĂŒdöstlichen Abschluss der Alvierkette, die sich nordwestwĂ€rts ĂŒber Alvier, Chrummenstein, GĂ€rtlichopf, Fulfirst, Sichli, Gamsberg, Sichelchamm und Höchst fortsetzt und sich dann im Einschnitt des Nideripasses mit den östlichen AuslĂ€ufern der Churfirstenkette berĂŒhrt. WĂ€hrend seine Nordostseite von der Schaner Alp bis zum Gipfel grasig-steil ansteigt, bilden die SW-Flanke sowie der sĂŒdliche Abschluss einen jĂ€hen, felsgrauen Absturz zur Alpterrasse von Palfris im SĂŒdwesten und gegen Guferen und Elabria im SĂŒdosten. Vom SĂŒdfuss der Gauschla spannt sich in weit geschwungenem Bogen der Chamm, die Wasserscheide zwischen der rheintalseitigen Alp Elabria und der Palfriser Terrasse sĂŒdwĂ€rts bis zu den niedrigeren HĂ€uptern von Tschuggen und Gonzen. Ostseitig unter dem Gauschlagipfel bilden der Girenspitz und die unter ihm sich fortsetzenden Flidachöpf eine absteigende Gratlinie zwischen der Schaner Alp im Norden und dem Waldgebiet Guferen sowie Elabria im SĂŒden. Aus weiterem Abstand von SĂŒden her gesehen wirken Gonzen und Gauschla mit ihren identischen, parallelverschobenen Silhouetten (flachere Ost- und steilere Westseite) wie Zwillinge. Die Gauschla ist der höchste Berg, der ganz auf Wartauer Territorium liegt. Ihm gelten die folgenden AusfĂŒhrungen.

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50. Ermatin

(Sevelen)

Wir kommen bereits zum fĂŒnfzigsten Teil unserer Serie «Name des Monats» - diese lĂ€uft demnach ohne Unterbruch seit ĂŒber vier Jahren – wie lange ich sie noch weiterfĂŒhren werde, wird sich weisen. Heute ist die Reihe am Namen Ermatin. Dieser bezeichnet eine lĂ€ngliche, abfallende Mulde in einer Waldlichtung zwischen Ansa und Geissberg, unweit oberhalb des Dorfes Sevelen, auf 540-600 m ĂŒ. M., an der sĂŒdöstlichen Flanke des HĂŒgels Ansa, unter dem Chlinberg und hinter Gastanells. Es gibt zu ihm einige urkundliche Belegformen, aber leider tun uns diese nicht den Gefallen, eine aussagekrĂ€ftige Ă€ltere Entwicklungsstufe des Namens zu offenbaren.

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51. Plattnach

(Buchs)

So (und Ă€lter auch Plattnacht) heissen eine HĂŒgelkuppe und ein Abhang am Fuss des Buchser Bergs, ĂŒber dem WĂ€seli, sĂŒdöstlich vom Altendorf, am nordöstlichen Ende des noch zum Gemeindegebiet von Sevelen gehörenden HĂŒgelzugs von SpunterĂ€ra-Ilgenstein und dem SunnenbĂŒel, der sich zwischen dem Tobelbach und dem Raum Flat-Rietli gegen das Dorf Buchs vorschiebt. Das Gebiet Plattnach st heute dicht ĂŒberbaut (im oberen Teil, im Wald, reicht die Bezeichnung auch noch auf Seveler Boden hinein). Am Osthang der Erhebung befand sich frĂŒher ein Weinberg, genannt Plattnachwingert, welcher aber in Ă€lteren Jahrhunderten †Plattnerwingert hiess. Mit diesem Unterschied ist bereits die Herkunftsfrage dieses merkwĂŒrdigen Namens berĂŒhrt. Wir wollen sehen, was dazu zu sagen ist.

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52. Bluetlosen

(Grabs)

Der merkwĂŒrdige Name bezeichnet ein Waldgebiet an unwegsamem, schiefrigem Tobel zuhinterst am Grabser Berg, im Simmitobel hinter RĂ€ppenen, an dem steil zur Simmi abfallenden bewaldeten Nordhang, sĂŒdlich ĂŒber der Stelle, wo das StrĂ€sschen vom Grabser Berg her die Kantonsstrasse von Gams nach Wildhaus erreicht. Zur Hauptsache aber liegt der Wald dieses Namens auf Wildhauser Boden, nĂ€mlich westlich des besagten Tobels, im Dreieck zwischen diesem, der Kantonsstrasse und dem Ratzenmoos. Der Tobeleinschnitt, der auch Bluetlosentobel genannt wird, fĂŒhrt den Bluetlosenbach; Ă€lter wurde dieser im Oberlauf, beim Rutschgebiet namens Schlipf, auch †Schlipfbach genannt. Der Bach bildet bisÂ ĂŒber den Schlipf die (einstmals umstrittene) Grenze zur Gemeinde Wildhaus (heute Wildhaus-Alt St.Johann).

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53. Iskafols

(Gams)

Diesen eigenartigen Namen (man liest daneben auch Isgafols) trĂ€gt ein Gebiet im sĂŒdlichen Dorfteil, unweit hinter der Simmi. Heute ist es ein Wohnquartier; die paar HĂ€user liegen an der Grabserstrasse, angrenzend sĂŒdwĂ€rts stösst Iskafols an Wide und RĂ€ppene, abwĂ€rts an das MĂ€tteli, nordseitig an Churzbreite und Matte, aufwĂ€rts an BĂŒtz. Die Aussprache des Namens war Ă€lter «Ischgefols» (mit Betonung auf dem -o-); neuerdings hört man auch «Iska-» oder «Isga-», was jedenfalls von der Schreibform beeinflusst ist. Die Bezeichnung ist alt und offensichtlich nicht deutsch; sie erscheint bereits im Gamser Gangbrief von 1462 als «ÿschgifals» und «ÿschgafals».

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54. Baritsch

(Sennwald)

Steile Halde zuoberst in der Sennwalder Alp Rohr, auf 1500 bis 1600 m ĂŒ. M., sĂŒdöstlich unter dem Rohrgrat, sĂŒdwestlich (d. h. vom Tal aus gesehen links) unter dem schroffen Bergkopf des Hohen Kasten. Der Name wird als sĂ€chliches Wort verwendet: «s Baritsch»; man ist «im Baritsch» oder «uf Baritsch». Lange blieb die Herkunft dieses Namens im Dunkeln. Erst die namenkundliche Erforschung des benachbarten FĂŒrstentums Liechtenstein förderte ein grösseres Verbreitungsgebiet zutage und brachte Bewegung in die Sache. Denn im dortigen Unterland kommt der Namentyp Bretscha gleich dutzendemal vor, und zu diesem sind eingehende Untersuchungen angestellt worden.

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55. Elabria

(Wartau)

Ein bekannter Wartauer Alpname ist Elabria. So heisst die Korporationsalp der Dörfer Azmoos und Malans im steilen, feucht-rutschigen Quellgebiet des TrĂŒebbachs. Sie erstreckt sich ĂŒber dem Bergwald, auf einer Höhe von 1460 bis 1770 m ĂŒ. M., ostseitig unter dem Chamm, der die Wasserscheide zur Alpterrasse von Palfris bildet. Erstmals erscheint der Name 1498 als Arbriuw. Es folgen dann um 1600 LabrĂżew, 1650 und 1656 LabreĂŒw, 1698 LabrieĂŒw, 1728 LabraĂŒw, 1801 Labrie. Auf der um 1850 gezeichneten Eschmann-Karte (Blatt Sargans) steht ein lustig entstelltes EllenbrĂŒh. Als Schreibform ist noch heutzutage auch Labrie (oder Labria) bekannt.

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56. Feltur

(Sevelen)

Das ist der Name des Dorfteils nordöstlich der Seveler Kirche. Dieser erstreckt sich entlang der Landstrasse, im Bereich zwischen Steinriet und ChirchbĂŒnt sowie zwischen Widen1 und Rietli1; das Gebiet ist ganz mit WohnhĂ€usern (und einem Hotelbetrieb) ĂŒberbaut. Heute wird «Feltuur» gesprochen (der Schreibform folgend, und zwar mit sĂ€chlichem Artikel: «s Feltur, im Feltur»), aber noch im 20. Jahrhundert waren «Faltuer», auch «Ifeltuur» gelĂ€ufig. Als Schreibform gilt heute nebst Feltur auch Veltur, und man hört gelegentlich Diskussionen darĂŒber, ob F- oder V- «richtig» sei. Wir werden gleich sehen, dass das Kopfzerbrechen in dieser Frage wenig bringt, denn die RĂŒckverfolgung der Ă€lteren Schreibungen fĂŒhrt uns – endgĂŒltig im 17. Jahrhundert – unvermittelt auf eine Ă€ltere Form Galtur (und Ă€hnlich), und dort stellt sich diese Rechtschreibfrage gar nicht mehr. Das Ergebnis ist einigermassen unerwartet, jedoch klar und ĂŒberzeugend.

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57. Flat

(Buchs)

SĂŒdlich des Siedlungsraumes von Buchs, zwischen Altendorf und RĂ€fis, auf der Höhe Sax-Rietli, am Rand des Berghangs, bildet die Talebene eine weite Einbuchtung gegen Westen. Diese wird sĂŒdseitig begrenzt durch den Höhenzug des RĂ€fiserholzes, nordwestwĂ€rts durch den langgezogenen HĂŒgelrĂŒcken von SpunterĂ€ra-SunnenbĂŒel. Zwischen diesen beiden waldigen Erhebungen steigt, gesĂ€umt vom Röllbach und deutlich eingetieft, ein breiter Wiesenhang mit einigen BerggĂŒtern gegen den hinteren Seveler Berg hinauf. Diese Liegenschaften heissen Flat, und sie liegen teils auf Buchser, teils auf Seveler Boden, in einer Höhenlage von ungefĂ€hr 500 bis 600 m ĂŒ. M.

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58. Schalmenlitte

(Grabs)

So heisst ein steiles Heimwesen am mittleren Grabser Berg, hinter dem Weiler Schluss und dem Hinderen Schlussbach, direkt ĂŒber der Strasse und unweit ĂŒber dem steinernen BogenbrĂŒcklein, genannt Schlussbrugg, wo die alten Gassen am Berg von allen Seiten zusammenlaufen. Über dem Gehöft steigt steil eine HĂŒgelflanke (genannt «der MĂŒller») hinauf gegen die flache und daher dichter bebaute GelĂ€ndeterrasse auf dem Lehn. Im Namen «in der Schalmenlitte» steckt, wie man sieht, das weibliche Wort «die Litte», das als GelĂ€ndename auch mehrfach (allein und in weiteren Verbindungen) in der Gemeinde vorkommt.

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59. Räppene

(Gams)

Wer von Grabs herkommend in Gams einfĂ€hrt, sieht gleich nach dem Überqueren der Simmi rechts unter der Landstrasse und unmittelbar hinter dem Kiesfang das StĂŒck Wiesland, welches «in der RĂ€ppene» heisst. Der so benannte Ort sĂŒdlich des Dorfes Gams liegt am oberen Rand der Talebene, unterhalb des Gewerbegebiets Wide und oberhalb der Bleichi, hinter dem Simmilauf und vor dem MĂ€tteli. Eine RĂ€ppenen erscheint daneben auch in der Gemeinde Grabs, nĂ€mlich fĂŒr ein  gegen die Simmi abfallendes Streueried und Wald am hintersten Grabser Berg, oben im Simmitobel (auf 920-1000 m ĂŒ. M.), hinter Badweid und Cholschopf und unter dem Lettboden, von der Wildhauser Grenze nur noch durch das Bluetlosentobel getrennt.

Die beiden FĂ€lle sind wohl miteinander zu betrachten. AuffĂ€llig ist dabei, dass die zwei gleich benannten Örtlichkeiten hinsichtlich ihrer GelĂ€ndeformen denkbar verschieden sind. Daraus darf man wohl im voraus den Schluss ziehen, dass es jedenfalls nicht die GelĂ€ndegestalt ist, auf welche sich die Bezeichnung ursprĂŒnglich bezieht. Eine dritte, zumindest Ă€hnliche Benennung ist uns aus dem bĂŒndnerischen Rheinwald bekannt: nĂ€mlich RĂ€ppia in Hinterrhein, fĂŒr einen Allmendabschnitt auf dem Schuttkegel des RĂ€ppierbaches. Wir haben also hier eine mutmassliche Namengruppe vor uns, die wir nun als Ganzes im Auge behalten wollen, zunĂ€chst im Hinblick auf ihr urkundliches Erscheinen und dann auch auf eine allfĂ€llige gemeinsame ErklĂ€rung. Und noch ein weiterer Name wird hier eine zentrale Rolle spielen: der Dorfname Grabs.

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60. Tscheel

(Sennwald)

Dieser Name bezeichnet BerggĂŒter und ehemalige Heimwesen am vorderen FrĂŒmsner Berg, ĂŒber Aspen1, nördlich ob den HaldenhĂŒsern, hinter dem Weiler Wasen. Gegen oben stösst das so bezeichnete Gebiet an den Bergwald namens Chelen. Das Gebiet wird geschieden in die Teile Undertscheel und Obertscheel. Älter aber lautete der Name ĂŒberraschenderweise †Langatscheel (und -tschiel), wie es noch die ersten urkundlichen Belege zeigen: 1533 langentschiel, 1698 langetscheel. Mit 1797 Langen Tscheel wird dann die Auffassung deutlich, dass deutsch «lang» im Namen enthalten sei (was aber keineswegs sicher ist); und dieser Namenteil wurde dann ganz fallengelassen, wie sich bereits in 1801 Tschell zeigt.

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61. Chropfenbrünnili

(Wartau)

Dieser eigenartige Name fĂŒhrt uns in die Gegend östlich von Oberschan, unten an Prestenegg, an eine unbestimmte Stelle zwischen Prestenegg, Fal und Gatin im Norden sowie Malirfi und Sapestra im SĂŒden. Er bezeichnet eine Quelle, deren Wasser einst einen Brunnen speiste. Auch heute steht dort ein Trog, unweit der Strasse nach Gretschins, etwa 200 m östlich vom Sunnenhof. Die Gegend galt als verrufen, schon wegen dem nahen Pfaffenchelleriloch mit seiner unheimlichen Geschichte. Aber auch beim ChropfenbrĂŒnnili war anscheinend nicht alles richtig: Hier soll, wie die Sage berichtet, einmal eine mĂ€chtige FĂ€rlisau mit unzĂ€hligen Ferkeln zwei nĂ€chtliche Heimkehrer erschreckt und genarrt haben. Zu beiden Orten lĂ€sst sich Erheiterndes nachlesen in den Wartauer Sagen von Heinrich Gabathuler (1938), nacherzĂ€hlt im Werdenberger Jahrbuch 2013, Seiten 186-187. Mit dem Namen ChropfenbrĂŒnnili wird sich jenes unheimliche Treiben allerdings nicht in Zusammenhang bringen lassen; zu ihm muss eine ErklĂ€rung anderswo gesucht werden. Wenden wir uns also ganz diesem Namen zu.

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62. Falfaschnea

(Sevelen)

Dieser Name scheint heute, wie so viele andere, weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Als ich ihn letzthin aufsuchte, fand ich, dass die nĂ€chsten Nachbarn, Ă€ltere Leute, noch nie von ihm gehört hatten. Daher war es hier nicht möglich, durch ortskundige Anwohner mir seinen Geltungsbereich nochmals umschreiben und bestĂ€tigen zu lassen. Dies scheint nicht erst heute schwierig zu sein – schon die wenigen in der Literatur greifbaren Ortsumschreibungen sind recht ungenau. Unsere Nachschau begann am Seveler Vorderberg, bei der engen Strassenkehre namens TĂ€schenrangg. Von hier ging es etwa 150 m zurĂŒck, die Strasse hinunter. Dort steht das Wohnhaus genannt «im Zwei» (gesprochen mit geschlossenem «é» als «ZwĂ©j»), dicht ĂŒber der Strasse und unmittelbar neben dem ausgewaschenen Bett des Heldbachs oder SĂ€genbachs. Von hier aus abwĂ€rts schauend ĂŒberblickt man den Hang, der sĂŒdlich des Gebiets Falfaschnea liegt, so wie es auf unserer Flurnamenkarte eingezeichnet ist. Tief unten, unter einem jĂ€hen Absturz, erblickt man auf grĂŒner HĂŒgelterrasse das mĂ€chtige Haus im Hof, einst im Besitz des Klosters PfĂ€fers, weiter hinten (östlich) den mĂ€chtigen rundlichen Felssporn namens Ansa. Vom Hof aus steigt tief unter uns die alte Hofgass in nordnordwestlicher Richtung gegen Geienberg und Steig an. Das GelĂ€nde ist hier meist steil und stark gegliedert, es wechseln sich abschĂŒssige Hangwiesen mit ObstbĂ€umen, Bacheinschnitte und flachere Stellen, Waldstreifen und jĂ€he AbstĂŒrze ab.

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63. Stütli

(Buchs)

Unter diesem Namen kennt man in Buchs ein grosses Wohnquartier nördlich der Bahnhofstrasse, sĂŒdlich vom Hanfland, zwischen der Technikumstrasse im Osten und dem Quartier Widen im Westen, also am Nordostrand (noch frĂŒher gar jenseits) des alten Dorfgebiets. Das Quartier wird unterteilt in OberstĂŒtli und UnderstĂŒtli. Heute umfasst die Wohnzone das ganze StĂŒtligebiet und ebenso die nordseitig anschliessenden Wohngebiete Äuli, Neuguet und Hanfland. GemĂ€ss dem örtlichen Sprachgebrauch heisst es: man ist im StĂŒtli, man geht ins StĂŒtli. – Derselbe Name kommt auch bei anderen Dörfern der Umgebung vor: in Grabs nennt man so das Quartier am nordöstlichen Dorfrand und in Salez das Wohngebiet StĂŒdli nördlich der Wisle, beidseits der Bahnlinie (Hinder- und VorderstĂŒdli). Aus diesen unter sich Ă€hnlichen Lagebeschreibungen lĂ€sst sich vermuten, dass dieser Name mit der Lage der Örtlichkeiten am Dorfrand in Zusammenhang steht.

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64. Schgun

(Grabs)

So heissen mehrere Heimwesen am vordersten Grabser Berg, am steilen, sĂŒdostwĂ€rts zum Walchenbach abfallenden Sonnenhang, sĂŒdlich des Weilers Walchen, unterhalb Jörler und HĂ€nslisbĂŒnt, auf 700 bis 750 m ĂŒ. M., in einem recht abgelegenen, auf drei Seiten von Wald umgebenen GelĂ€ndewinkel. Die Schreibung lĂ€sst die Aussprache des Namens durchscheinen: das -n wird selber nicht (mehr) ausgesprochen, man sagt Schguu; das in der Schreibung erhaltene -n markiert die QualitĂ€t des Vokals -uu- (geschlossen wie bei schweizerdeutsch Muus ‘Maus’, jedoch hier stark nasal).

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65. Burstel

(Gams)

Das Territorium der Gemeinde Gams zieht sich bekanntlich der Wildhauser Strasse nach bis hoch hinauf durch das Simmitobel. Westlich des grossen geschlossenen Waldgebiets genannt Hinderwald, das vom Zollhaus bis zur Au reicht und sich bis hinauf zum Weidegebiet Risen erstreckt, folgt im westlichsten Teil des Gamser Gemeindegebiets ĂŒber der Strasse nochmals ein breiter, hoch hinauf reichender Wieshang, von der Au bis zur Held an der Wildhauser Grenze und von der Simmi aufwĂ€rts ĂŒber Walenbrand bis gegen den Summerigchopf hinauf. Hier begegnet man nochmals einer Reihe von BauerngĂŒtern, etwa Au, Obwald, Seebach, Schererszun, Choratschwendi, darĂŒber Bergweiden und gelegentlich StreueflĂ€chen wie Hochweid, Walenbrand, Heg, Obrist, Egg, Summerigweid und Neuenalp. Durch dieses zusammenhĂ€ngende, nach SĂŒden abfallende Rodungsgebiet, das sich auf Wildhauserboden weiter fortsetzt, fliesst der Burstelbach herunter, der im oberen Lauf die Gemeindegrenze zu Wildhaus bildet. Östlich von diesem, unweit ĂŒber dessen EinmĂŒndung in die Simmi, liegt das Gehöft namens Burstel, von dem hier die Rede sein soll.

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66. Igatschier

(Sennwald)

Wohl die wenigsten Leser werden auf Anhieb sagen können, wo sich die Örtlichkeit dieses Namens befindet (dieser wird jĂŒnger auch ausgesprochen als IgatschĂ­a, also ohne das Schluss-r). Der Ort liegt im Bergwald weit oben am Saxer Berg, als oben steile, unten flacher auslaufende Lichtung auf etwa 920-1050 m ĂŒ. M., am Alpweg, der etwas weiter westwĂ€rts im Zickzack (ĂŒber die Chobelrengg) zur Underalp ansteigt. Die Blösse Igatschier samt dem sie umgebenden Bergwald befindet sich zwischen den beiden waldlosen SteilhĂ€ngen Underem Chobel (auch Saxer Schissi genannt) und Gufere1. Sie schliesst unten an den Hagchengel an, bildet dessen Auslaufgebiet. Dieser letztere, eine steile GelĂ€nderunse, wird im Nachwinter zum Lawinenzug; dort kommt die sogenannte AggerlĂ€ui vom Fuss der ChrĂŒzberge herab, fĂ€hrt durch die Saxer Underalp, donnert durch das Öfeliloch und den schmalen Hagchengel herunter und ergiesst sich in das steinige Gebiet Igatschier.

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67. Muntjol

(Wartau)

Wer auf der Landstrasse sĂŒdlich von Sevelen gegen Wartau unterwegs ist, kann rechts, unweit ĂŒber dem Bergfuss, eine langgezogene Hangverebnung sehen, die sich von den sĂŒdlichsten HĂ€usern von Sevelen bis gegen Plattis hinaufzieht. Es ist eine unauffĂ€llige schmale, flache Terrasse nur etwa 15 m ĂŒber dem Talgrund. Sie liegt unmittelbar unter dem geschlossenen Hangwald, dem Muntjolwald, ĂŒber welchem sich, von unten nicht einsehbar, das Weidegebiet Gretschinser Holz ausdehnt. Das ist das Namensgebiet Muntjol (gesprochen Muntjoel), und dieses beginnt schon auf Seveler Gebiet, bei der NeuĂŒberbauung sĂŒdlich vom Giufstein. Weiter sĂŒdlich, auf Wartauer Boden, trĂ€gt die GelĂ€ndestufe an ihrer breitesten Stelle ein stattliches Gehöft mit behĂ€bigem Wohnhaus und angebauter, langgezogener Stallscheune. Ein schmales StrĂ€sschen fĂŒhrt, den Hang schrĂ€g schneidend, zu ihm empor. Die Bewohner dieses Hofes trugen in Wartau und Sevelen seit je den Herkunftsnamen «t Muntjöeler».

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68. Aspere

(Sevelen)

Stellen wir uns vor, wir stehen am unteren, vorderen Seveler Berg, beim Weiler Hof, und richten den Blick talwĂ€rts. Vor uns liegt das unruhig bewegte GelĂ€nde, das den Blick auf das Dorf Sevelen verdeckt: nordostwĂ€rts die abrupt zur Mulde namens Boden abfallende Ansawand, gekrönt vom Ansaspitz, der dem Dorf RĂŒckendeckung gegen Westen gibt. In sĂŒdöstlicher Richtung erblickt man die breite Mulde von FalschnĂ€ra (von wo man ĂŒber Plana und zwischen Termhalde und Chalchofen hindurch nach Gretschins und Oberschan gelangt). Auf der SĂŒdseite des Felskopfs Ansa fĂŒhrt ein Einschnitt zum Chlinberg hinĂŒber, und von dort an geht die Chlinberggass an Gastanells vorbei und ĂŒber Ermatin hinunter ins Dorf. SĂŒdlich an den Hof anschliessend, im TĂ€lchen der Saar, gegen FalschnĂ€ra zu, liegt in einer Eintiefung das Gut namens Löchli, und unmittelbar östlich von diesem, nördlich bei FalschnĂ€ra, erhebt sich sĂŒdseitig hoch ĂŒber der Chlinberggass der HĂŒgelkopf genannt Aspere. Auf drei Seiten ist dieser bewaldet, nur die sĂŒdseitige Abflachung gegen FalschnĂ€ra hin ist Wiesland.

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