Der Umstand, dass das Wort «Riet» in Werdenberger Namen mehr als 170mal vorkommt, unterstreicht allein schon die einstige landschaftsprägende Bedeutung der Magerwiesen- und Riedzonen. Die allermeisten von ihnen sind allerdings - jedenfalls im Bereich des Kulturlandes und namentlich im Talgebiet - durch Meliorationen zum Verschwinden gebracht worden; nur der Name erinnert dort noch an die älteren Verhältnisse.
In den Hang-, Wald- und Alpgebieten sind grössere riedige Zonen dagegen noch häufig, so etwa in Wartau (Palfris, Riet1 und Elabria), Grabs (Isisiz, Älpli; Hangriedgebiete Rohr, Chrostobel, Rohregg, Chaltenbach), Gams (Heg, Risen, Müselen, Ifadura, Sumoos), Sennwald (Tole bei Ruine Hohensax).
Hangried am oberen Grabser Berg, im Gebiet Rohregg-Gogenrüti. Im Hintergrund Wildhaus. - Bild: Werdenberger Namenbuch.
Im Zug der Melioration Sennwald sind rund um den Schlosswald und in der Sennwalder Au Riedflächen im Umfang von gut vierzig Hektaren als Naturschutzgebiete ausgeschieden worden. Gegliedert in mehrere Teilflächen, sind sie integriert in ein etwa 250 Hektaren umfassendes Landschaftsschutzgebiet (Reich 1995b, 16).
Neu angelegter Flachteich westlich der Sennwalder Au, im Schachen.
Das Hochmoor Gamperfin über dem Grabser Berg (Turbenriet [Gr]) verdient besondere Beachtung. Im Rahmen der landesweiten Moorkartierung erlangte es nationale Bedeutung; entwicklungsgeschichtlich gilt es als eines der interessantesten Moore der Schweiz. Als sich der Rheintalgletscher vor rund 13 000 Jahren zurückzog, hinterliess er am östlichen Rand des Alpgebiets Gamperfin verdichtetes Grundmoränenmaterial und Moränenwälle, die das Wasser zurückhielten. Abgestorbenes Pflanzenmaterial wurde wegen des Fehlens der Sauerstoffzufuhr nicht abgebaut und sammelte sich als Torf an. Das Moor wuchs im Durchschnitt um rund einen halben Millimeter pro Jahr in die Höhe. Mit der Zeit verlor es den Kontakt zum Grundwasserspiegel und wurde nur noch vom Regenwasser gespeist; es entstand ein Hochmoor, ein Lebensraumtyp, der heute in der Schweiz selten geworden ist. Torf lässt sich zur Bodenverbesserung wie auch als Heizmaterial verwenden. Erste Torfnutzungen erfolgten in Gamperfin nach 1850. Die grössten Eingriffe fanden während der beiden Weltkriege statt. Zur Ausbeutung des Torfes legte man verschiedene Entwässerungsgräben an. Dem längsten, mehr als 300 m langen, über 5 m tiefen und bis zu 13 m breiten Graben wurde während des 2. Weltkrieges rund 15 000 m3 Torf entnommen. Dadurch wurde der Moorwasserspiegel abgesenkt und der Wasserhaushalt grossflächig verändert. Die Moorfläche südlich des grossen Grabens wurde hydrologisch vom nördlichen Gebiet isoliert und trocknete aus. Die grossflächige und anhaltende Absenkung des Moorwasserspiegels förderte Fichten, Legföhren, Zwergsträucher, Pfeifengras und Haarbinsen; die typischen torfbildenden Hochmoorarten (Torfmoose) wurden verdrängt. Auf grösseren Flächen wurde kein Torf mehr gebildet, der Torfkörper verlor konstant an Volumen. Im Jahr 2010 wurde in diesen vom Menschen verursachten Niedergang eingegriffen mit dem Ziel der Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Wasserhaushaltes: Die Entwässerung durch den grossen Graben musste reduziert und der mooreigene Wasserspiegel wieder möglichst nahe an die Oberfläche gehoben werden, indem der Graben grösstenteils mit Lehm und Torf aufgefüllt wurde; ein Querdamm mit Lehmkern schliesst das nördliche Grabenende gegen den Rosshag ab und verhindert einen Abfluss nach Norden. Im verbliebenen Grabenstück bildete sich eine Wasserfläche. Nach den Bauarbeiten ist das Hochmoor Gamperfin wieder ein Rückzugsraum für die störungsempfindliche Tierwelt geworden. (Aus der Broschüre «Das Renaturierungsprojekt Gamperfin» der Gemeinde Grabs; vgl. auch Website Grabs, http://www.grabs.ch; ferner Lippuner 2004.)
Herbst in der Alp Gamperfin (Grabs). Blick von der Hinderen Witi auf den Gamperfinboden, dahinter, im Wald, das Hochmoor Gamperfin (Turbenriet). Im Hintergrund die Vorarlberger Berge (ganz rechts Eingang in den Walgau, dann das Laternsertal). - Bild: Werdenberger Namenbuch.
Im Turbenriet (Gamperfin, Grabs), auf 1330 m ü. M. Im Hintergrund links der Gämsler (Gamsberg1), dann der Sichelchamm, das Alptal Naus, der Höchst und, rechts aussen am Horizont, die Nideri1 (Passübergang nach Walenstadt).
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